02.04.2024 / Meinung – Fußball in Deutschland ist kein Hobby oder ein Interessensgebiet. Es ist eine Religion. Vor allem im Profibereich. Veränderungen haben grundsätzlich einen schweren Stand in dieser Domäne, die von Traditionen und dem tiefverwurzelten Gedanken des Unveränderlichen geprägt wird. Das zeigt sich insbesondere bei Dingen, die den Kult um den Ball zu einer gemeinsamen Erfahrung machen sollen. Wie beispielsweise der Musik.
Musik im und für den Fußball ist für die überwiegende Zahl der Fans ein Stück Identifikation. Umso schwieriger ist es, in dieser verankerten Welt der Punkte und Siege, des Zusammenhalts und des Wettbewerbs, mit Innovationen zu begeistern.
Dass der offizielle EM-Song ausgrechnet von der deutschen Sängerin Leony präsentiert wird, könnte für mindestens so viel Begeisterung sorgen wie die Wiedergeburt der Nationalelf durch die jüngsten Siege gegen Frankreich und die Niederlande. Gemeinsam mit OneRepublic aus den USA und Meduza aus Italien schafft es die 26-Jährige damit zu internationaler Beachtung. Dieser Erfolg ist anerkennenswert und – wie Leony selbst demütig schreibt – eine riesige Ehre.
Leider tun sich deutsche Musikfans nach wie vor schwer damit, neuen Entwicklungen eine echte Chance zu geben. Wer punkten und Aufmerksamkeit will, kann das offenbar nur über Skandale oder lautstarkes Gehabe in den einschlägigen Social Media Kanälen erreichen. Schade, denn erfolgreiches Produzieren läuft im Stillen ab. Wenn es dann mal ein Song auf die große, internationale Bühne schafft, dann ist das bemerkenswert.
Die deutsche Szene hat dafür leider wenig Gespür und offenbar erst Recht kein Interesse. Es wird sofort kritisiert und angegriffen – unseriös und scharf. Das ist in anderen Ländern anders. Hier gibt es immer wieder Newcomer, die von der Öffentlichkeit gefördert und unterstützt werden – insbesondere auf internationaler Ebene.
Man muss kein Fan von Leony sein, dazu ist Musik zu vielfältig, dazu sind die Geschmäcker zu verschieden. Aber wir können stolz auf diese Künstlerin sein, die nach der Teilnahme an einer gescheiterten Castingshow mühsam ihren eigenen musikalischen Weg verfolgt hat. Und das offenbar mit Erfolg. (Bild: @leony.music via Instagram)