11.07.2024 / Die Wahl zum Sommerhitkönig oder zur Sommerhitkönigin bei „Immer wieder sonntags“ ist seit 2007 fester Bestandteil des ARD-Formats. Der Wettbewerb, bei dem jeder per Telefon während der Sendung seinen persönlichen Favoriten aus zwei vorgestellten Interpreten und Songs wählen und am Ende der jeweiligen Staffel den Gesamtsieger ermitteln kann, wird gern als Contest für den Nachwuchs präsentiert. Allerdings ist genau dieser Begriff bei IWS von der klaren Definition zur Auslegungssache geworden.
Wenn die Kandidaten in ihren liebevoll selbstgedrehten Videos vor ihrem Live-Auftritt von Lampenfieber und Herzklopfen philosophieren, dann glaubt der geneigte Zuschauer nur allzu gern an den medial noch unbefleckten Musiker, der den tapferen Sprung vom Gesang unter der Dusche auf die große Bühne und vor Kameras wagt.
Die Realität ist hingegen eine andere: Die wenigsten der teilnehmenden Sängerinnen und Sänger sind echte Neuentdeckungen oder Newcomer im wahrsten Sinne des Wortes, und sie stehen auch nicht zum ersten Mal vor Publikum. Manche haben sogar schon mindestens eine professionelle Produktion in petto und bereits ein Management im Rücken, das die Auftritte lenkt und perfekt gestaltete Autogrammkarten im Gepäck hat.
Möglich ist das durch die offen formulierten Teilnahmebedingungen: Es dürfen „nur eigene Titel“ präsentiert werden, und die Kandidaten sollten „bisher keine großen TV-Auftritte“ absolviert haben.
Die vage Beschreibung und der genannte Mix machen es schwierig, den Wettbewerb Sommerhitkönig oder Sommerhitkönigin bei „Immer wieder sonntags“ in seiner wahren Absicht einzuordnen. Wer als echter Newcomer mit dabei ist, wird zudem gegen professionell agierende und mindestens in und durch Soziale Medien oder Bemusterungen bekannt gewordene Interpreten mit bestehender Fangemeinde kaum Chancen haben.
Wenn es nicht um echte Newcomer geht, um wen oder was geht es dann?
Genau diese Frage muss sich die Produktion stellen lassen. Denn schnell entsteht der Eindruck, die Hitparade diene als Sprungbrett für Plattenfirmen und Verlage, die bestimmte Sängerinnen und Sänger ihres bestehenden Portfolios durch einen Aufritt vor einem Millionenpublikum kräftig pushen möchten. Beispiele hierfür gibt es auch in dieser Staffel genug. Was nicht heißt, dass das Publikum sicher jedem der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Glück und Erfolg wünscht. Nur sollte es wissen, warum. (Bild: Radio BW)