Meinung
Nur eine Woche nach dem Neueinstieg von 0 auf 1 in den deutschen Album-Charts, ermittelt von GfK-Entertainment, sind Fantasy mit „Willkommen im Wunderland“ auf Rang 42 abgerutscht. Die Euphorie war kurzlebig, und es stellt sich die Frage, wie nachhaltig und beachtenswert derartige Erfolge im deutschen Schlager eigentlich noch sind.
Es ist längst kein Geheimnis mehr: Mit reichlich Werbung und PR-Investment auf Social Media werden Verkäufe nach oben geschraubt. Wer „top“ ist, so der vermittelte Anschein, ist top. Doch am Ende bleibt der schale Nachgeschmack eines One-Week-Wonders.
Das mag irritieren, vielleicht auch enttäuschen. Muss aber nicht, wenn man das Prinzip verstanden hat.
Vielleicht sollten wir alle den Wert von Singles und Alben – auch und gerade im Schlagerbereich – nüchterner und mit der gebotenen Differenzierung zwischen Qualität und Zahlen betrachten. Vor allem sollten die Macher hinter den Kulissen ihre Schützlinge und deren Produkte mit mehr Ernsthaftigkeit behandeln.
Wer die Werbetrommel allzu kräftig rührt, erleidet schnell Ermüdungserscheinungen. Ein Platz 1 spiegelt weder die Güte eines Longplayers noch diejenige der Künstlerin oder des Künstlers wider. Er ist auch kein Beleg für Wertigkeit. Wer das glaubt, oder versucht, anderen diesen Anschein vermitteln zu können, versündigt sich an der Branche.
Gute, hörbare und beliebte Musik wird ihren Platz finden oder nicht, ganz unabhängig von Hitlisten und Charterfolgen, die nicht selten durch initiierte Verkäufe künstlich in die Höhe getrieben werden.
Irgendwann werden auch Labels erkennen, dass sie auf diese Weise den Markt verfälschen und, im schlimmsten Fall, immer mehr zugrunde richten. Denn sie hinterlassen Spuren bei denjenigen, die zwar ebenfalls gute Mucke abliefern, aber nicht das Geld haben, sich Top-Ränge zu erkaufen.
Fazit: Abseits von Platz X tut sich einiges. Jeden Tag. Jede Woche. Bleibt neugierig. Und nehmt Euch Zeit mit Euphorie.
Marc Fischer, Programmleitung