Kommentar
Freitags wird abgerechnet. Dann veröffentlicht GfK-Entertainment die Album-Charts der abgelaufenen Woche im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie BVMI. Basis der Hitliste sind die Verkaufs- und Nutzungsdaten von rund 2.600 Händlern bzw. Filialen aller Absatzwege. Ein zuverlässiges Indiz für den Erfolg von Longplayern und Neuveröffentlichungen.
Aktuell haben es ganze drei Schlager-Alben unter die ersten 25 Plätze geschafft – sieht man von Helene Fischers liebevoll gebackenem Mutterkuchen mit dem Titel „Die schönsten Kinderlieder“ einmal ab. Das allein ist eine Meldung wert, denn top-platzierte Schlageralben in den GfK-Charts gehören nach wie vor zu den Exoten.
Das war’s dann auch schon in Sachen Huldigung.
Wie in keinem anderen Genre ist der Schlager in Sachen Alben-Platzierung eher kurzlebig. Das sieht man in dieser Woche einmal mehr an „Nochmal!“, dem neuen Duett-Album von Thomas Anders und Florian Silbereisen. Geschickt veröffentlicht kurz vor Michael Jürgens’ „Silvesterparty“, erreichte der Longplayer erwartungsgemäß Platz 1. Eine Woche später findet man das Album nur noch auf der 12.
„Tell them what you told them“, ansonsten geht’s bergab.
Daniela Alfinito, seit jeher die Sängerin, die zur gewohnt mauen Veröffentlichungszeit zu Jahresanfang als fast schon geschicktes Alleinstellungsmerkmal ihre neue Scheibe raushaut, erreicht diesmal – überraschend – „nur“ Silber. Linkin Park sollte eben nie unterschätzt werden. Aber immerhin. Weniger als „die Drei“ hätten Insider der frisch verliebten Sängerin auch nicht zugetraut.
Mal im Ernst: Die Platzierung von Schlager-Alben ist berechenbar. Und man wird das Gefühl nicht los, dass gerade im Bereich Schlagermusik nicht musikalische Inhalte von Musikwerken und der kritische Blick auf Produktionen die Plätze einfahren, sondern einfach das Gespür der Macher hinter den Kulissen, den richtigen Zeitpunkt zu planen und die Massen für sich zu begeistern.
Insofern ist die von Spitzenplatzierten gern kommunizierte und gelobte #1-Auszeichung von GfK-Entertainment ganz nett, spiegelt aber leider nicht den wahren Wert einer Musikproduktion wider. Das ist schade.
Denn Schlager kann mehr. Wenn er kritischer bewertet und betrachtet würde.
Demnächst erscheint Roland Kaiser mit „Marathon“. Er wird in der ersten Woche Platz 1 der GfK-Albumcharts erreichen. Soviel ist an diesem 10. Januar 2025 sicher. Mehr aber auch nicht.